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Theatergruppe: Die Schauspieler der HWS und der ZGB zogen zahlreiche Gäste bei ihrem Stück „Alles klar“ von Urs Widmer voll in ihren Bann
Publikum mit scharfsinniger Ironie amüsiert
Neun Laiendarstellerinnen von der Theatergruppe der Hauswirtschaftlichen Schule und der Zentralgewerbeschule Buchen bewiesen im Wimpinahaus bei zwei Vorstellungen des Stücks "Alles klar" von Urs Widmer außerordentliches schauspielerisches Talent. Binnen Minuten zogen sie das Publikum in ihren Bann. Die Bauchmuskeln der Zuschauer wurden mit Wortwitz und scharfsinniger Ironie auf eine harte Probe gestellt.
Heinz Hinze auf der Flucht
Zweieinhalb Stunden lang amüsierten sich alle über die authentisch und witzig dargestellten Figuren und verfolgten gespannt die Geschehnisse auf der Bühne. Dort wurde das Entsetzliche auf die Spitze getrieben: Ehebruch, Mord, Banküberfälle - das Leben als Kriminalgroteske spiegelte sich in Dialogen im Wohnzimmer der Familie Schmitt. Jeder meinte, den anderen zu verstehen, während sich die Missverständnisse immer weiter zur Katastrophe auswuchsen. Dabei interessierte sich keiner wirklich für das, was der andere sagte oder tat - sei es noch so gefährlich.
Heinz Hinze (Fabienne Timpe) ist auf der Flucht. Er hat vier Arbeitskollegen erschossen. Auslöser dafür war ein Zeitungsartikel über ihn. Sein Chef Max Schmitt (Kristina Edelmann) und der Kollege Hans Meier (Maria Hurtig) waren bei der Schießerei vor Ort, hatten aber nichts gemeldet. Einige Tage später ist Hans bei seinem Chef zum Abendessen eingeladen. Was von Max schon einiges abverlangt, denn er vermutet, dass Hans ein Verhältnis mit seiner Frau hat.
Max, seine Frau Gertrud (Irina Fischer) und Hans sitzen im Wohnzimmer der Schmitts zusammen und sprechen über die schreckliche Tat Hinzes. Doch nicht nur die beiden Herren, sondern auch Gertrud hat in den letzten Tagen einiges erlebt: Sie war Zeugin eines Banküberfalls, bei dem der Täter entkommen konnte. Es dauert nicht lange da stößt Max und Gertruds Tochter Lili in die Runde dazu. Sie (Nina Gramlich) hat ebenfalls Neuigkeiten: Sie ist jetzt verlobt mit dem Polizeiaspiranten Horst (Sofia Bernhard), der fast einen Bankräuber gestellt hat und im Übrigen einen Verbrecher namens Hinze verfolgt.
Dieser taucht plötzlich bei den Schmitts auf. Und auch Lilis Verlobter lässt nicht lange auf sich warten. Aufgrund einer Verwechslung nimmt der Polizeibeamte zunächst nicht Hinze, sondern Lilis Vater fest. Als der vermeintliche Verbrecher nun endlich geschnappt ist, bleibt unausweichlich der Gang vors Gericht. Nach einer kurzen Pause finden sich Max und Gertrud Schmitt, deren Tochter Lili mit ihrem Verlobten Horst, Hans Meier und Heinz Hinze im zweiten Akt beim Richter (Lena Horsch) und Gerichtsdiener Kunze (Anna Malias) im Gerichtssaal ein. Nun soll Klarheit geschaffen werden. Das ist aber gar nicht so einfach bei dem Heiden Durcheinander, das die Zeugen veranstalten. Zuerst einmal muss geklärt werden, wer von den Herren nun eigentlich Heinz Hinze ist. Dann will der Richter den Sachverhalt geschildert bekommen.
Die Zeugen treten allerdings alle gleichzeitig auf und reden wie wild durcheinander. Gar keine so leichte Aufgabe für den Richter in diesem Durcheinander für Ordnung zu sorgen. Plötzlich kündigt Kunze auch noch seinen Job als Gerichtsdiener. Zum Protokollieren stellt man kurzerhand Lili ein. Den Rest will der Richter selbst regeln, denn er kennt sich ja schließlich aus mit der Moral. Doch aufgepasst: Auch der Richter hat seine Ecken und Kanten. Bei dem fürchterlichen Durcheinander im Gerichtssaal kommt nun auch der Banküberfall, denn Gertrud miterlebt hat, zur Sprache.
Und Polizist Horst holt eine Perücke aus seiner Tasche. Diese wurde kurz nach dem Überfall in der Bankfiliale gefunden. Sie stammt vom Täter. Da fällt Kunze auf, dass das Toupet seines Chefs - dem Richter abhandengekommen gekommen ist und es dem vom Tatort ganz schön ähnelt. Alle wundern sich, aber halten es für unmöglich, dass der Richter etwas mit dem Überfall zu tun haben könnte. Doch dann bricht er eines Nachts ausgerechnet ins Wohnzimmer der Schmitts ein. Die anderen bemerken ihn und lassen den Richter erklären, was geschehen ist. In geselliger Runde bei einem Glas Wein erzählt er nun, dass er der Bankräuber ist.
Lili und Horst lassen sich noch in der gleichen Nacht spontan von ihm trauen, Hans liegt anstelle von Max mit Gertrud im Bett, der Richter wird als der gesuchte Bankräuber entlarvt, und zu guter Letzt taucht auch noch die Polizei auf, um sie allesamt zu verhaften.
Von Musik und Gesang begleitet
Begleitet wurde das Theater durch Videoszenen von Anna Egner sowie Musik und Gesang von Florian Trabold und Jonathan Kirchgeßner. Wolfgang Seifert, Schulleiter der ZGB, freute sich über den großen Zuspruch für die Theatergruppe: "Schön, dass so viele begeisterte Gäste hier sind, denn was nutzt eine Schauspielkunst, wenn keine Resonanz da ist." Die Leiterin der Gruppe, Daniela Allin, lobte den wunderbaren Abend und ihre Schützlinge: "Es war ein wirklich gelungener Abend und die Schauspieler haben das wirklich toll gemacht."
© Fränkische Nachrichten, Mittwoch, 25.07.2012
Bilder der Aufführung
Plakat für die Aufführung: Alles klar
https://www.zgb-buchen.de/32-schueler/theater.html#sigProId293f18ae02